Chronik des Langenfelder Karnevals

Chronik des Langenfelder Karnevals

Von Manfred Stuckmann und Dirk Heinrichs

Langenfeld stand schon 1936 unter einem närrischen Stern, denn am 11.11.1936 wurde die amtliche Bezeichnung „Langenfeld Rheinland“ als Nachfolgerin der Gemeinde Richrath-Reusrath offiziell verordnet.

Der Ursprung des Karnevals in unserer Stadt geht bis in das Jahr 1910 zurück, der Karnevalsverein Bürgerwehr “Aehnze Käls“ (die ernsten Männer) wurde gegründet, Vereinslokal war der Jägerhof von Albert Groß in Immigrath. 1. Präsident war Willi Ravenstein, die erste Damensitzung wurde am 11.11.1911 veranstaltet. Die Zeitung berichtete damals von einer buntbemützten Narrenschar, von humordurchtränkten Liedern und einer urfidelen Stimmung.

Im Gegensatz zu unserer Nachbargemeinde Monheim wurde in der damaligen Gemeinde Richrath-Reusrath bescheiden gefeiert. 1912 startete jedoch bereits der 1. Karnevalszug in Immigrath. Die Aehnze Käls überstanden die Kriegsjahre 1914-1918 und führten dann erst 1929 wieder einen Karnevalszug, gemeinsam mit der Karnevalsgesellschaft Hucklenbruch/Langenfeld (die aber nur ganz kurz bestand) durch. Die ersten größeren Sitzungen der Aehnze Käls fanden aber erst nach dem Kriege in der damaligen Wilhelmshalle statt.

In den 30er Jahren wurde eine weitere Gesellschaft gegründet „Jubel em Döppen“ (Döppen = Steinguttopf o.ä.). Auch diese Gesellschaft feierte nach dem Krieg in der Wilhelmshalle Karneval und Kirmes.

1949 wurden die Gesellschaften „Doorper Jonge“ (Dorf-Jungen Richrath) und von den Straßenbahnern der Rhein-Wupper-Bahn die Karnevalsgesellschaft „Bim-Bim“ (von der Straßenbahnklingel abgeleitet) gegründet. Präsident der Doorper Jonge war Hans Röhrig, Präsident der Bim-Bim wurde Willi Spielmann.

1952 kamen 2 neue Gesellschaften hinzu. Aus den Reihen der Aehnze Käls entstand die Langenfelder Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß und wenig später wurde die Karnevalsgesellschaft Spießratzen (Mörtel- oder Speistrage) von Bauhandwerkern gegründet. Präsident war Philipp Möxs.

So nach und nach ging die Ära der K.G. Aehnze Käls später Grün-Weiß zu Ende und die neuen Gesellschaften traten an ihre Stelle. Auch die K.G. Spießratzen stellten in den 60er Jahren ihre Aktivitäten ein.

Die neuere Geschichte des Langenfelder Karnevals begann mit der Gründung des Komitee-Langenfelder-Karneval, wie das heutige Festkomitee Langenfelder Karneval e.V. ursprünglich hieß, das 1961 von den karnevalstreibenden Vereinen gegründet wurde.

Der 1. Präsident war Dr. Arthur Wild, 1. Postillon (ein Prinzenpaar gab es erst ab 1969) war für die ersten 2 Jahre Willi Lampenscherf, ein aktiver Langenfelder Sänger. Mitbegründer des Komitees waren:

  • Wilhelm Helf, Landrat des Rhein-Wupper-Kreises
  • Dr. Arthur Wild, Karnevalsfreund
  • Willi May, Vorsitzender des MGV Philomele
  • Philipp Möxs, Präsident der K.G. Spießratzen
  • Willi Spielmann, Präsident der K.G. Bim Bim
  • Hans Röhrig, Präsident der Doorper Jonge
  • Hans (Bubi) Wagner und Ferdi Wirtz, Quartettverein
  • Wilhelm Horkenbach, K.d.k.V. (Kartell der kath. Vereine)
  • Manfred Stuckmann und Dieter Herbertz, KaJuJa (kath. Jugend)

1969 wurde die K.G. Prinzengarde gegründet, erster Präsident wurde Manfred Stuckmann. Im Jahr 1970 reorganisierten sich die Spießratzen. 1972 kam der Heimatverein Postalia, zunächst als Verein der Postbediensteten, die in der Packhalle der Hauptpost feierten, dazu. Langjähriger Präsident war Julius Rees.

1977 wurde der Richrather Karnevals Verein „Schwarz-Weiß“ gegründet, 1. Präsident wurde Manfred Hahnenberg. Leider nur kurze Zeit bestand der Karnevalsverein der Langforter Köche und Kellner.

Die seit 1961 ernannten Postillione mit der Christel von der Post waren eine Idee des damaligen Landrates Wilhelm Helf. Seit 1974 hat die Proklamation der Traditionspaare die Postalia übernommen. Das Traditionspaar wurde bis zum Jahre 1969 gleichzeitig auch als Prinzenpaar geführt, bis dann in der Session 1968/1969 mit Heinz Köbbe und Gerdi Meier das erste Prinzenpaar proklamiert wurde.

1971 zogen die Langenfelder Narren zum ersten Mal wieder mit einem Zug durch Langenfeld und zwar von der Prinzenburg des Prinzen Alfred Kaczmarek bis zum Rathaus.

Nachfolger von Dr. Arthur Wild als Festkomitee-Präsident wurde ab 1969 Willi May. Ihm folgte in den Jahren von 1977 bis 1987 Manfred Stuckmann, der dann von Martin Mönikes abgelöst wurde. Im Jahr 1998 trat Martin Mönikes zurück und es folgte Herbert Roßelnbruch, der bis dahin bereits mehrere Vorstandsämter im FLK innehatte.

Aus einer Gründung innerhalb der Prinzengarde ging das 1. Langenfelder Show-Fanfarencorps hervor. Im Jahr 1975 wurde das Kinder- und Jugendtanzcorps Rheinsterne gegründet, welches somit heute unter dem Namen Jugendtanzcorps „Rheinsternchen“ e.V. das 40-jährige Bestehen feiert. Ebenso entstand im Jahr 1980 das Tanzcorps „Heinzelmännchen“. Auch besteht bis zum heutigen Tag eine Reitergarde, die weiterhin der K.G. Prinzengarde angegliedert ist. Die zu dieser Zeit ebenfalls gegründeten Immigrather Clowns haben sich in den letzten Jahren rar gemacht.

Ab dem Jahr 1982 nahm sich dann der Heimatverein Postalia der Auswahl und Betreuung eines Kinderprinzenpaares an. Treibende Kräfte waren Julius Rees und Siegfried Herbertz. Im ersten Jahr fanden sich die Familien Wormland, Kurschildgen, Liever und Schäfer zusammen, deren Kinder das erste Kinderprinzenpaar und deren Pagen wurden.

Höhepunkte Ende der 80er Jahre/Anfang der 90er Jahre waren das im Jahr 1987 erstmalig organisierte Prinzentreffen mit dem Kölner Dreigestirn, sowie die im Jahr 1991 unter der Regie der K.G. Prinzengarde stattfindende Tagung des Bundes deutscher Karnevalisten in Langenfeld. Eben auf diesem Bundestreffen wurde die Vereinigung der beiden deutschen Verbände Ost und West beschlossen.

Mit der Partnerstadt Köthen in Sachsen-Anhalt wurden freundschaftliche Kontakte geknüpft. Die 1. Köthener Karnevalsgesellschaft KuKaKö 1954 e.V., nahm mit ihrem Wagen am 05.02.2005 am Karnevalszug in Langenfeld teil. Der geschäftsführende Vorstand des FLK fuhr dann am Karnevalssonntag nach Köthen und nahm auf deren Prunkwagen am 07.02.2015 am dortigen Rosenmontagszug teil. Dieser Zug wurde original im MDR übertragen. Auch sonst wurden über die Stadtgrenzen hinaus Freundschaften gepflegt. Mit Prinz Jochen I. (Buff) und Prinzessin Katja I. (Liever) nahm im Jahr 2003 das Langenfelder Prinzenpaar am Karnevalsumzug in Berlin teil.

Der Karnevalszug am Samstag erfreut sich ehedem großer Beliebtheit. Rund 2.000 Teilnehmer in ca. 80 verschiedenen Gruppen, ca. 30.000 Besucher am Straßenrand. Eine bunte Vielfalt als Lindwurm durch die Stadt macht deutlich, dass der Langenfelder gerne feiert und sich mit viel Spaß und meistens gutem Wetter auf der Straße trifft. Nur das Jahr 1991/1992 machte da die Ausnahme. Durch Ausbruch des Golfkrieges wurden alle karnevalistischen Veranstaltungen untersagt. So wurde der damals amtierende Prinz Fritz I. (Schlunken) für ein weiteres Jahr als Prinz proklamiert.

Ab 1993 ist der Langenfelder Karneval untrennbar mit dem Namen des langjährigen 1. Vorsitzenden Werner Zwank verbunden. Im Gespann mit den Präsidenten Martin Mönikes und Herbert Roßelnbruch trat dieser stets couragiert gegenüber Behörden an, für den Karneval das Beste zu erzielen. Auch wenn Bestrebungen auf Eigenständigkeiten in den Ortsteilen (zunächst in Berghausen mit dem bäuerlichen Zug, später auch in Reusrath mit dem Lichterzug) nicht immer seine Zustimmung fanden, so entstand doch dort jeweils ein eigenständiger Karneval mit örtlichen Besonderheiten, die erheblich das Angebot in der Karnevalszeit bereichern.

Im Jahr 1997 kam mit dem Rheinischen Tanzcorps „Echte Fründe“ ein neues Tanzcorps hinzu, welches in der Folgezeit auch ein Kindertanzcorps gründete. Um bessere Auftrittsmöglichkeiten zu erhalten, gliederte sich das Tanzcorps an die Flittarder K.G. in Köln an, blieb aber immer nicht nur aufgrund der Durchführung des Echte-Fründe-Abends in Langenfeld seinen Wurzeln in Langenfeld verbunden.

Der Verein der ehemaligen Prinzen- und Traditionspaare wurde im Jahre 2000 in den Passagestuben in Langenfeld gegründet. Hierzu wurden alle ehemaligen Prinzen- und Traditionspaare der Stadt Langenfeld eingeladen. Seit dem Jahre 2001 wird jährlich zum 11. im 11. vor der Stadtgalerie die neue Karnevalssession eröffnet. Diese Veranstaltung erfreut sich bis zum heutigen Tage sowohl bei der Bevölkerung- auch auswärtige- als auch bei den aktiven Karnevallisten großer Beliebtheit.

Ab Ende der 90er Jahre fand in der Session zunächst in St. Josef, später dann in St. Martin die Mundartmesse statt. Als Organisationsteam fanden sich neben den Pastören auch Manfred Stuckmann und Roswitha Maus ein, so dass seitdem alljährlich eine bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche davon zeugt, wie beliebt eine „Mess op Platt“ ist.

Auch die seit 2003 durchgängig wieder stattfindenden Prinzentreffen – zunächst unter Federführung des langjährigen Prinzenführers Otto Haller im „Ritter“, dann ab Januar 2008 unter eigener FLK-Organisation und Präsentation im Stadthallenfoyer – sind fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders.

Selbst wenn im Laufe der Jahre manche Veranstaltung durch gestiegene Kosten nicht mehr durchführbar war, so sind dennoch besonders die Damen- und Herrensitzungen der Langenfelder Gesellschaften stets gut besucht. Auch langjährig durchgeführte Veranstaltungen wie Leila (Vorstellnachmittag der Spießratzen) oder die „Kölsche Christdäsch“ (besinnliche Stunden im Advent in der Residenz des Richrather Karnevals-Vereins Schwarz-Weiß) runden ein tolles Angebot ab, welches sich größter Beliebtheit erfreut.

Im Jahr 2013 gründete sich mit den IG Jecke Familien eine weitere Gesellschaft, die zwar bislang nicht mit der Ausrichtung von Sitzungskarneval aufwartet, aber durch ihren Schlachtruf „Helaaf!“ überörtlich für Aufsehen sorgte. Bis heute hat somit der sog. Bieräquator Kölsch/Alt bzw. Alaaf/Helau nicht an Aktualität verloren.

Im Jahr 2016 wurde kräftig Jubiäum gefeiert. 55 Jahre Festkomitee!  Am 11.11.2016 wurde in der Prinzenproklmation das Jubiläum mit einem tollen Program augiebig gefeiert. Bereits im April zuvor  wurde auf ganz besondere Weise gefeiert. Mit dem Ehrenpräsidenten Manfred Stuckmann wurde ein karnevalistischer homorvoller  Verzälchesnachmittag durchgeführt. Vor ausverkauftem Haus im Schützenheim von 1834 Langenfeld kamen zahlreiche Anekdoten zur Sprache. Der bekannte Künstler Willi Wilden untermalte die Veranstaltung, so dass dies eine rundum gelungene Sache wurde. Im November nahm das Festkomitee an einer karnevalistiche Wallfahrt in Kevelaer, zusammen mit den Rheinsternchen, dem Prinzenpaar André und Sophie sowie Mitgliedern der angeschlossenen Gesellschaften, teil.

Mit Helmut Schoos – ab 2005  2. Vorsitzender, dann ab 2008  1. Vorsitzender, später aufgrund einer Satzungsänderung wurde er Vorsitzender -, Präsident Benno Schollmeyer, Geschäftsführer Dirk Heinrichs, Schatzmeisterin Marion Gillmann sowie Prinzenführerin Natascha Peters, steht heute ein 5-köpfiger geschäftsführender Vorstand an der Spitze der Langenfelder Karnevalisten.